Die Occupy-Bewegung hat auch die wohlhabende und eigentlich eher wenig protestverdächtige Schweiz erreicht und findet bei den Eidgenossen durchaus Zuspruch. Konkret geht es um Proteste gegen das Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos – Occupy-Aktivisten haben in Davos ein Iglu-Dorf errichtet. Die zeitweiligen Bewohner von „Camp Igloo“ protestieren damit nicht nur gegen die sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen des globalen Kapitalismus, sondern auch gegen die „absolut undemokratische Art“ des Treffens. Sowohl Davos-Besucher als auch die Einwohner von Davos reagierten auf die Occupy-Initiative positiv – letztere unter anderem deshalb, weil das Forum in dem exklusiven Schweizer Ski-Ort in den letzten Jahren immer mehr Raum beansprucht und den umstrittenen Ausbau des Tagungszentrums durch die Drohung erzwang, die Veranstaltung sonst an einen anderen Standort zu verlegen.

Occupy Davos: Die Krise hat auch die reiche Schweiz erreicht

Soziale Protestbewegungen in der Schweiz erscheinen auf den ersten Blick eher unwahrscheinlich, das Land ist mit einem Pro-Kopf-Vermögen von 540.000 US-Dollar bisher das reichste Land der Welt. Der Ursprung der Occupy-Bewegung lag demgegenüber in den Folgen der Banken-Krise für zahlreiche US-Amerikaner, die für die diversen Fehlspekulationen der Finanz-Giganten mit ihren Jobs und Lebensperspektiven bezahlten.

Die Aktivisten im „Camp Igloo“ sehen in Occupy und der privilegierten Situation der Schweiz jedoch keinen Widerspruch – in Presse-Statements sprachen sie darüber, dass die Bankenkrise längst auch die Schweiz erreicht hat, erinnerten an die 68 Milliarden Schweizer Franken teure Rettung der UBS-Bank und daran, dass immer mehr Berufseinsteiger statt in lukrativen Jobs zunächst auf schlecht bezahlten Praktikumsstellen als Warteschleife landen.

Weltwirtschaftsforum – zwischen Zivilgesellschaft und Business-Gipfel

Das Weltwirtschaftsforum selbst ist von der öffentlichen Aufmerksamkeit durch Occupy nur wenig angetan. Die in diesem Jahr angereisten rund 2.600 Regierungschefs, Top-Manager und Verbandsvertreter sehen sich offiziell als „Vermittler zwischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft“ – so formulierte es jedenfalls der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab, der das Forum 1971 gründete und seitdem sein Chairman ist. Inoffiziell dient die Tagung nicht zuletzt der Anbahnung lukrativer Geschäfte sowie von Kontakten zwischen Wirtschaft und Politik.

Der zivilgesellschaftliche Aspekt wird vor allem durch die Einladung von NGOs und das sogenannte „Open Forum“ realisiert, das sich in diesem Jahr in einem Themenschwerpunkt auch mit der Kapitalismus-Kritik von Occupy beschäftigt. Vertreter der Bewegung wurden dazu allerdings nicht eingeladen – Klaus Schwab meinte dazu, dass man Leute mit Lösungen benötige – Occupy stünde demgegenüber lediglich für die Kritik.

Autor: Claudia Epple
Bildquelle: spiegel.de
Kategorieen: News

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